Wortwörtlich: Kinder und Eltern zum Thema „Übergang“ Lelia war stolz, ein Vorschulkind zu sein. Der Gedanke, dass nicht alle ihre Freunde aus der Kita mit in dieselbe Klasse bzw. Schule kommen werden, war jedoch einige Wochen präsent und mit dem Gefühl „Ich will nicht in die Schule“ verbunden. Nach dieser Phase stellte sich aber vor allem die Vorfreude auf die Schule ein. Daniel W., 32 Jahre An der Schule gefällt mir besonders gut, dass ich etwas lernen kann. Sebastian G., 6 Jahre Was gefällt dir in der Schule? „Schreiben ist schön, alles andere ist besonders schön.“ Milan K., 6 Jahre Zwei unserer Kinder sind schon in der Schule, erste und zweite Klasse. Trotzdem ist es immer wieder eine Überraschung, weil jedes Kind anders ist. Bei unserem dritten Kind kommt die Tatsache hinzu, dass er im August geboren ist und somit in der "Grauzone“. Die Entscheidung, ihn in der Schule anzumelden, haben wir aufgrund seiner Motivation getroffen. Er erlebt seine Geschwister in der Schule und mȯ . chte auch mit dem Bus fahren, Hausaufgaben machen und Ferien haben. "Du musst in die Schule gehen, dann kriegst du auch Ferien!“, sagte meine Tochter zu unserem jüngsten Kind. Wir als Eltern sind uns aber unsicher, ihn noch ein Jahr im Kindergarten zu lassen oder doch schon in die Schule zu schicken! Familie Schubert Wir haben die Zeit des Übergangs gut überlebt. ;) Die meisten Fragen konnte die Kita/ Schule im Vorfeld beantworten, zum Beispiel im Elternabend. Darüber hinaus gab es Gesprȧ . che mit Freunden, die gleiches schon durchhaben. Die meisten Sorgen hatte ich, ob die bereits lange gedanklich vorbereitete Ȧ . nderung unseres Tagesablaufs durch die "zeitig“ beginnende Schule auch in der Praxis klappt. Schliesslich müssen nun alle Familienmitglieder eher aufstehen und pünktlich fertig sein. Im ersten Monat hat es gut funktioniert. Ich habe mich sehr gefreut, in die Schule zu kommen. Ich konnte schon meinen Namen schreiben und Wörter lesen, wie Mimi, Mu, Papa, Papi, Mama, Mami, Pia, Mia usw. Zu Hause hatten wir immer einen Spruch: „Pippi, Papa, Popo“. Franziska S. (Titel) Was weißt du denn schon über die Schule? „Dass es dort Rechnen, Deutsch und Sport gibt.“ Sebastian G., 6 Jahre ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZ abcdefghijklmnopqrstuvwxyz 4
Wissenswert: Experteninterview Frau Professor Tollkühn, Sie arbeiten als Hochschullehrerin im Studiengang Kindheitspädagogik und sind Expertin auf dem Gebiet der Schulvorbereitung von Kindern. Was ist für Kinder beim Übergang zur Schule so wichtig? Schulisches Lernen ist für Kinder eine komplexe Anforderung im Übergang vom Alltag einer Kindertagesstätte zur Schule. Vor allem das Schreiben, Lesen und Rechnen zu lernen steht für mich im Mittelpunkt dieser herausfordernden Entwicklungsphase. Stellen Sie sich vor, Sie müssten jetzt chinesische Zeichen lernen, um weiterhin schriftsprachlich kommunizieren zu können. Das wäre für Sie ein sehr anspruchsvoller Lernprozess. Genauso gewaltig ist es für das Kind und deshalb müssen sogenannte Vorläuferfähigkeiten bei Kindern herausgebildet werden, damit sie diesen Lernprozess bewältigen können. Was sind Vorläuferfähigkeiten? Vorläuferfähigkeiten sind besondere Fähigkeiten zur differenzierten Verarbeitung von Wahrnehmungseindrücken des Hörens und Sehens. Zum Beispiel visuell unterscheiden zu können, ist das ein „n“ oder ein „m“, denn nur ein kleiner zusätzlicher Bogen macht da einen großen Unterschied aus. Auch ganz genau einzelne Laute in Wörtern heraushören, ähnlich klingende Worte unterscheiden oder Wörter in Silben klatschen zu können gehört unter anderem zu diesen Fähigkeiten der Wahrnehmungsverarbeitung. Es ist eine fachliche Verpflichtung der Pädagogen in den Kindertagesstätten, all diese Fähigkeiten bei den Kindern auszuprägen und damit auf das schulische Lernen vorzubereiten. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, dies zu tun; wichtig dabei ist, dass der individuelle Lernstand eines jeden Kindes festgestellt und daran entsprechend in der weiteren pädagogischen Arbeit angeknüpft wird. Viele Kitas erklären, dass die Schulvorbereitung mit dem Eintritt in die Einrichtung, also schon mit drei Jahren oder früher, per se passiert. Wie sehen Sie das? Bleiben wir bei dem Beispiel des Lesens und Schreibens. Schon ein zweijähriges Kind, das sich Bilderbüchern widmet, beginnt mit dem Schriftspracherwerb. Es stellt nämlich im Umgang mit geschriebener, gedruckter Sprache fest, dass diese Zeichen etwas bedeuten, dass man quasi „Erzähltes“ damit sichtbar machen kann. Bereits solche frühen Erfahrungen über die Bedeutung von Schrift sind grundlegend wichtig und es ist sinnvoll, daran anzuknüpfen. Das setzt vor allem auch ein ausgeprägtes Bewusstsein der Pädagogen für diese speziellen Lernprozesse voraus. Gezielte und regelmäßige Übungszeiten sind dann aber im Vorschulalter wichtige Initiativen, um auf schulisches Lernen vorzubereiten. Denn erst mit fünf bis sechs Jahren ist ein Kind beispielsweise in der Lage, die Struktur und Regeln unserer Sprache bewusster wahrzunehmen und so die genannten Vorläuferfähigkeiten zu erwerben. Die dafür benötigte Motivation der Kinder ist natürlich in dem Jahr vor Schuleintritt besonders hoch und deshalb auch in dieser Zeit am besten zu nutzen. Manche Eltern haben Angst, der Schule vorzugreifen, die Kinder würden sich dann langweilen – wie sehen Sie das? Das schulische Lernen baut auf diesen Fähigkeiten auf. Man sollte sicher nicht versuchen, den „Schulstoff“ vorab zu trainieren. Aber ein möglichst gut vorbereitetes Kind, dem das Lernen in der ersten Klasse leichtfällt und das damit Erfolg hat, wünschen sich doch alle Eltern. Der umgekehrte Fall, dass ein Kind wichtige Vorläuferfähigkeiten neben den anderen Herausforderungen des Schuleintritts erst noch erlernen bzw. bewältigen muss, birgt die viel größeren Risiken. Schließlich heißt Schuleintritt nicht nur Lesen-, Schreiben-, Rechnenlernen, sondern bringt für das Kind und die ganze Familie spürbare Veränderungen mit sich. Zum Beispiel neue Zeitrhythmen, ungewohnte Umgebungen, andere Regeln, neue Bezugspersonen usw. müssen ebenso bewältigt werden und erfordern viel Energie und Aufmerksamkeit. Was können Eltern zu Hause tun? Eltern sollten mit Pädagogen in den Einrichtungen ins Gespräch kommen und zusammenarbeiten. Die Erkenntnisse der Pädagogen über den Entwicklungsstand der Kinder und entsprechend sinnvolle Fördermöglichkeiten sollten „Eltern von den Eltern durchaus auch zu Hause spielerisch sollten mit Pädagogen genutzt werden. Im Handel gibt es zahlreiche Materialien, wie zum Beispiel Vor- in den Einrichtungen schulblöcke, die dabei gut ins Gespräch kommen.“ eingesetzt werden können. Vielen Dank für das Gespräch! Prof. Dr. phil. Tollkühn, Steffi Hochschule Zittau/Görlitz • Kindheitspädagogik Fakultät Sozialwissenschaften Furtstraße 2 • Haus GI • Raum 3.13 • 02826 Görlitz T 03581 - 4 82 81 84 s.tollkuehn@hszg.de • www.hszg.de 5
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